23. März 2023 – ADVOCACY

GEDENKVERANSTALTUNG FÜR DIE ERDBEBENOPFER IN DER TÜRKEI UND IN SYRIEN

Das verheerende Erdbeben, welches in der Nacht auf den 6. Februar 2023 die türkisch-syrische Grenzregion erschütterte, sowie das Nachbeben am darauffolgenden Tag, brachten Tod und Zerstörung. Am Samstag, den 11. Februar 2023, luden GermanDream und HÁWAR.help zu einer Gedenkveranstaltung für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien vor dem Brandenburger Tor in Berlin, zusammen mit Betroffenen, Politiker:innen und Künstler:innen. Etwa 1000 Menschen kamen zusammen, um ihren Schmerz und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Im Vorhinein wurde bereits von Medien über die geplante Kundgebung berichtet.

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Die Gedenkveranstaltung sollte einen Raum schaffen für alle Betroffenen, die Angehörige verloren haben oder noch um diese bangen. Hier sollten sie ihren Schmerz teilen und sich gegenseitig Kraft spenden können. Und ein Ort sein für uns alle, die Solidarität zeigen wollten. Wir wollten außerdem deutlich machen, dass Hilfe und Rettung von Menschenleben die Gebote der Stunde sind, nicht politische Grabenkämpfe.

Sowohl den Erfahrungen, Sorgen und Bedürfnissen der Betroffenen zuzuhören, als auch ihre Geschichten hör- und sichtbar zu machen, ist besonders wichtig. Sängerin und Künstlerin Didem Özek eröffnet gemeinsam mit Musiker Özgür Süelözgen mit einem emotionalen Song und spricht danach vielen Menschen aus der Seele: „Ich trauere nicht erst seit fünf Tagen. Ich trauere um die Menschen in Syrien, in Iran, in Afghanistan. Es fühlt sich so an, als würde es nie aufhören.“

Nach ein paar einleitenden Worten von unserer Gründerin Düzen Tekkal beginnt die Veranstaltung mit einer Schweigeminute. Die Trauer ist allen Anwesenden deutlich in ihre Gesichter geschrieben. Cem Özdemir, MdB (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), ist der erste Sprecher der Veranstaltung. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft dankt allen Helfer:innen und macht darauf aufmerksam, dass die Hilfe auch langfristig nicht abnehmen darf. Auch die regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey (SPD) betont wie wichtig es ist, jetzt zu handeln. Der europäische Krisenschutzmechanismus ist aktiviert. Hilfstrupps und Ausrüstung wurden entsandt, finanzielle Hilfe wurde bereits frei. Von Berlin aus soll eine Luftbrücke entstehen und auch Familien, die vom Erdbeben betroffen sind und Angehörige in Deutschland haben, sollen vorübergehen hier aufgenommen werden.

Eine Zuschauerin bittet uns, auf die Bühne zu kommen: „Tagelang konnten wir unsere Familie vor Ort nicht erreichen. Sie brauchen in jeder Hinsicht Unterstützung,” berichtet uns Evita Eden auf unserer Gedenkveranstaltung. Sie ist in Gaziantep geboren und hat Familie in Kahramanmaraş. Als nächstes betritt der Regisseur und Schauspieler Kida Khodr Ramadan die Bühne, der selbst eine Cousine in dem Erdbeben verloren hat. Mit eindringlichen Worten macht er allen Anwesenden deutlich, dass jedem von uns der gleiche Albtraum wie den Erdbebenopfern widerfahren könnte. „Es ist nur Glück, wo man geboren ist und es ist nur Glück, wo man aufgewachsen ist.“ Bettina Jarasch, Bürgermeisterin und Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher – und Klimaschutz (Bündnis 90/ DIE GRÜNEN), schließt sich ihrem Vorredner an und betont, dass auch Deutschland einmal in der Position des Hilfsbedürftigen war. Durch die Hilfe für den Wiederaufbau, die wir Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg erfahren haben, stehen wir heute umso mehr in der Verantwortung ebenfalls zu helfen, sagt sie.

Nach ihr betritt Kamal Sido, Nahostreferent von der Gesellschaft für bedrohte Völker, die Bühne. Er kommt selbst ursprünglich aus Afrin (Syrien), eins der vom Erdbeben betroffenen Gebiete, und bestärkt die Forderung einer Zwischenruferin, Syrien bei den Hilfeleistungen nicht zu vergessen. „Die Grenzen nach Syrien müssen geöffnet werden. Es kommt kaum Hilfe an!”. Seine Worte hinterlassen viele betroffene Gesichter über das unfassbare Leid. Auch Kai Wegner, Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin im Berliner Abgeordnetenhaus, zeigt seine Anteilnahme. Er betont, wie essenziell es ist, die Menschen aus der Region nicht in einigen Tagen zu vergessen. Die albtraumhaften Zustände in dem Erdbebengebiet hat Janine Wissler, MdB und Bundesparteivorsitzende der Partei Die Linke, mit eigenen Augen gesehen. Sie schildert herzzerreißende Szenen von plötzlich obdachlos gewordenen Menschen, die in der eiskalten Nacht in Todesangst ihre zerstörten Häuser verlassen mussten. Ihre zentrale Forderung richtet sich an die internationale Gemeinschaft, alle militärischen Angriffe auf die bereits schutzlosen Menschen im Erdbebengebiet sofort einzustellen. Der Politiker Sebastian Czaja, Vorsitzender der Berliner FDP Fraktion, schließt sich seinen Vorgänger:innen mit Solidaritätsbekundungen an. Er fordert: „Jetzt geht’s nicht um Politik, sondern um Menschlichkeit.“ Düzen Tekkal mahnt, dass wir dazu neigen, bei Katastrophen in Zahlen zu denken: „Aber hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Menschenleben. Bitte spendet weiterhin! Schaut bitte weiter genau hin! Zeigt eure Solidarität mit den Betroffenen der Erdbeben in Türkei und Syrien!“ Sie bedankt sich bei allen Anwesenden und Helfer:innen. Außerdem verspricht sie, dass HÁWAR.help sich dafür einsetzten wird, dass alle anwesenden Politiker:innen ihre Versprechen einhalten.

Wie die Veranstaltung beginnt so endet sie auch. Düzen Tekkal: „Wenn Worte nicht mehr wirken, ist es die Kunst, die uns rettet.“ Cemile Dincer und Ufuk Elik singen zum Abschluss das kurdische Lied „Xeribe“, welches von der Sehnsucht nach Heimat handelt. Es hinterlässt Gänsehaut bei den Anwesenden. Tezcan Tekkal spricht ein Schlusswort, mit deutlich ins Gesicht geschriebener Trauer. Trotzdem berichtet sie, wie ihr diese Kundgebung auch Trost spendet. Sie hofft, dass wir durch die gemeinsame Solidarität auch den Anwesenden etwas von ihrem Leid nehmen konnten.