15. Oktober 2021 – DOKUMENTARFILME
Am 01.09.2021 zeigten wir im ASTOR Grand Cinema in Hannover unseren Dokumentarfilm „JIYAN – Die vergessenen Opfer des IS“, mit anschließender Podiumsdiskussion. Unsere Gäste waren Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover, Jihan Alomar, IS-Überlebende und Co-Autorin des Buches: “Dankbarkeit. Die schlimmste Zeit meines Lebens“, Najlaa Matto, ebenfalls IS-Überlebende und Protagonistin des heute gezeigten Films, Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Düzen Tekkal, „JIYAN“-Regisseurin & Gründerin von HÁWAR.help. Durch den Abend führte Auslandsjournalistin Katie Gallus. Die Podiumsdiskussion konnte im Livestream mitverfolgt werden.
Nach der Eröffnung des Abends durch Düzen Tekkal, spricht Belit Onay und erinnert uns, dass Verfolgung und Vertreibung immer noch bittere Realität für viele Menschen auf der Welt sind. „Vor den Augen der Welt setzen Terrormilizen wie der sogenannte Islamische Staat alles daran ganze Völker auszulöschen, ihre Kultur auszulöschen, die Überlebenden zu verkaufen zu versklaven, nur weil ihr Glaube, ihre Herkunft oder sexuelle Orientierung nicht in die menschenverachtende Ideologie der Unterdrücker passen.”
Danach beginnt die Vorstellung. Der Film folgt der IS-Überlebenden Najlaa Matto auf eine Reise in ihr Heimatdorf Kocho im Irak/Region Kurdistan, dem Ort, an dem der sogenannte Islamische Staat am 3.August 2014 einfiel und den Genozid an der Volksgruppe der Jesiden, einer ethnisch-religiösen Minderheit im Irak, Syrien und der Türkei, begann.
Angespannte Stimmung im Saal, der Film nimmt auch die Zuschauer mit. Düzen Tekkal weist darauf hin, wie stark diese Frauen sind, die das durchgemacht haben. Najlaa Matto: “Ich hatte Angst, über das, was ich erlebt habe zu sprechen, aber ich mache es trotzdem. Warum? Weil es Vergewaltigungen immer noch gibt, im Jemen, in Syrien, im Kongo, in Mali und vielen anderen Ländern. Für diese Frauen stehe ich heute hier.“ Sie erinnert an die 3.000 Frauen und Kinder, die im Irak und Syrien immer noch in Gefangenschaft sind.
Jihan Alomar ist ebenfalls IS-Überlebende. Sie erzählt, wie schwierig es war, den Film heute im Saal anzuschauen. Jihan wurde als zehnjährige vom IS gefangen genommen und wie viele andere Jesidinnen versklavt. Sie hat viele Familienangehörige verloren. Nach monatelanger Gefangenschaft gelang es ihr über ein Sonderkontingent mit einem Teil ihrer Familie nach Deutschland zu fliehen. Sie ist Co-Autorin des Buches: “Dankbarkeit. Die schlimmste Zeit meines Lebens“, in dem sie ihre Geschichte und vom Schicksal der Jesiden erzählt. Sie schrieb das Buch zusammen mit Marvin Jiyan Balletshofer, der letztes Jahr bei einem Autounfall verstorben ist. Heute stellt sie dieses Buch vor.
Dr. Maria Flachsbarth vom Bundeministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung betont im Laufe des Abends die Bedeutung von Sonderkontingenten: “Wir müssen über Kontingente versuchen die, die besonders schutzbedürftig sind zu uns zu holen, um ihnen einen neuen Start in ihr Leben zu ermöglichen.”
Der Austausch mit IS-Überlebenden berührt uns immer wieder zutiefst und erinnert uns daran, wofür wir unermüdlich kämpfen: dass die Täter:innen strafrechtlich verfolgt werden und dass diese Verbrechen nie wieder Geschehen.
Wir danken allen Gästen und Zuschauern für den heutigen Abend und unseren Partnern GIZ und BMZ, die diese Verantaltung möglich gemacht haben!