Mit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 befindet sich Syrien in einer fragilen Übergangsphase – zwischen vorsichtiger Hoffnung und der Gefahr weiterer Destabilisierung. Die islamistische Miliz Hayat Tahrir al-Sham („Kommittee zur Befreiung der Levante”, kurz: HTS) hat eine Interimsregierung eingesetzt, deren Legitimität und menschenrechtliche Praxis seit jeher umstritten sind und die eine akute Gefahr für Zivilbevölkerung und Minderheiten darstellt. Rückkehr, Aufarbeitung und echte Teilhabe bleiben zentrale Bewährungsproben, insbesondere für Frauen sowie religiöse und ethnische Gruppen.
Erfahrungen aus Irak nach dem Genozid an den Jesid:innen – insbesondere aus der Autonomen Region Kurdistan in Irak und Schingal – zeigen, wie Versorgung, Aufarbeitung und Reintegration aufgebaut und lokal verankert werden können, und bieten zugleich eine tragfähige Grundlage, um konkrete sowie grenzüberschreitende Herausforderungen in Syrien wirksam zu bewältigen.
Die Fachkonferenz „Zukunft gestalten im Übergang – Perspektiven für Syrien und Irak” brachte Vertreter:innen aus Politik, Zivilgesellschaft, internationalen Organisationen und der Diaspora zusammen, um Erfahrungen zu teilen und Strategien für gerechte und inklusive Transformationsprozesse zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Fachkonferenz standen neben Aufarbeitung und Transitional Justice auch Fragen der psychosozialen Resilienz und Versorgung sowie Bildung als Schlüssel zu Rückkehr und Teilhabe, sowohl in Syrien als auch in Irak.
Im Zuge der Fachkonferenz veröffentlicht HÁWAR.help nun ein Ergebnis- und Positionspapier, dass die zentralen Empfehlungen zusammenfasst: Es fordert die konsequente Einbindung lokaler Akteur:innen und Überlebenden, den Schutz und die Stärkung von Frauen- und Minderheitenrechten sowie den Aufbau nachhaltiger Strukturen für Aufarbeitung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Handlungsaufruf richtet sich an Politik und internationale Akteur:innen, Verantwortung gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu übernehmen und den Übergang Syriens zu einer gerechten und pluralistischen Gesellschaft aktiv zu unterstützen.
Mit finanzieller Unterstützung des Landtags und des Staatsministeriums Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, im Rahmen der Partnerschaft Baden-Württemberg und Nordirak.
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