3. November 2021 – AFGHANISTAN

PRESSEKONFERENZ ZU UNSERER POLITISCHEN VERANTWORTUNG ZUM SCHUTZ DER FRAUEN IN AFGHANISTAN

Die Machtergreifung der Taliban in Afghanistan Mitte August hat uns alle schockiert und entsetzt. Als Organisation, die auf der Asche eines Genozids entstanden ist, wussten wir: Wir können nicht tatenlos dabei zusehen, wie die Menschen in Afghanistan diesem Terror ausgesetzt sind.

Daraufhin riefen wir zusammen mit dem Centre for Feminist Foreign Policy und der Agentur Cosmonauts & Kings die Initiative #DefendAfghanWomen ins Leben mit dem Ziel, Spenden für Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zu sammeln, die vor Ort wichtige Hilfe leisten, und Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse in Afghanistan zu lenken. Zusätzlich dazu hielten wir am 31.08.2021 eine Pressekonferenz ab, um über unsere politische Verantwortung zum Schutz der Frauen in Afghanistan zu sprechen und formulierten Forderungen an politische Entscheidungsträger:innen. Die Veranstaltung konnte im Livestream mitverfolgt werden.

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Der 31.8. fiel auf den Tag, an dem das US-Militär seine Evakuierungsflüge beendete. Die Bundeswehr tat dies bereits einige Tage zuvor. Somit wurde das Fenster für Handlungsspielräume immer kleiner, die Lage für Frauen im Land spitzte sich zu, immer mehr Menschen liefen Gefahr, zurückbleiben. Menschen, die beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen geholfen haben, Frauen, die mit Schul-, universitärer und beruflicher Bildung und relativen Freiheiten aufgewachsen sind und die als Journalist:innen, Jurist:innen, Lehrer:innen oder Frauenrechtsaktivist:innen daran mitgearbeitet haben, das Land zu liberalisieren.

Auf dem Podium unserer Pressekonferenz nahmen Platz: Die Menschenrechtlerin Zarifa Ghafari, die erste und einzige Frau, die in Afghanistan das Amt einer Bürgermeisterin inne hatte, Hila Limar, Vorsitzende von Visions for Children, Marjan Hai vom Global Movement for Peace in Afghanistan, unsere Vorsitzende Düzen Tekkal, Kristina Lunz vom Centre for Feminist Foreign Policy und Daniela Schwarzer von Open Society Foundations.

Jede einzelne von ihnen machte mit Nachdruck auf die unhaltbare Situation in Afghanistan aufmerksam, erzählte von ihrer persönlichen Betroffenheit, was es bedeutet, dass die Taliban jetzt wieder an der Macht sind und machten die Dringlichkeit von international koordiniertem Handeln deutlich.

Zarifa Ghafari brachte ihre Wut und Verzweiflung zum Ausdruck: “Ich mache mir Sorgen um die Frauen. Alles ist weg, wir müssen wieder von vorne anfangen. Wir haben alles verloren. Es ist wichtig, mit allen Frauen, Männern und Kindern Afghanistans zusammenzustehen. Wir müssen über all das sprechen, was in den letzten 20 Jahren passiert ist. Wir müssen mit den Frauen in Afghanistan sprechen. Ich brauche die Solidarität der Frauen auf der ganzen Welt.”

Zum Abschluss stellte Kristina Lunz vom Centre for Feminist Foreign Policy unsere Forderungen an die Politik vor: – Sonderkontingente für besonders Gefährdete – Botschaftsbüros an den Grenzen für schnelle Asylverfahren – finanzielle & ideelle Unterstützung von Frauenorganisationen – ganzheitliche psychosoziale Unterstützung.

Auch nach der Pressekonferenz gilt: Die Welt darf nicht das Interesse verlieren. Wir müssen diesen Frauen weiter zuhören und auch die, die in Afghanistan zurückgelassen wurden, weiter unterstützen. Der Druck auf die Politik muss bestehen bleiben, auch jetzt, wo das Thema Afghanistan aus den Medien und dem Blick der Öffentlichkeit verschwindet.