19. Mai 2025 – Alles
Ein Zeugnis gegen das Vergessen – und ein Appell, hinzusehen und zu handeln!
Große Ehre für ein großes Thema: Unser Dokumentarfilm „Bêmal – Heimatlos“ von HÁWAR.help-Gründerin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal und Regisseur David Körzdörfer wurde mit dem renommierten stern-Preis in der Kategorie „Dokumentation“ ausgezeichnet – einem der bedeutendsten journalistischen Preise Deutschlands.
„Bêmal“ erzählt die Geschichten von vier jesidischen Geschwisterpaaren, die den Genozid durch den sogenannten „Islamischen Staat“ im Jahr 2014 überlebt haben. Zwischen Trauma und Hoffnung, Flucht und Neubeginn zeigt der Film ihren Kampf ums Weiterleben – und den Widerspruch eines Landes, das Schutz gewährt und zugleich abschiebt.
Jetzt in der ARD Mediathek ansehen
Der Film führt mit ihren Geschichten nach Irak, nach Deutschland, in die Abgründe eines Völkermords und in die Hoffnung auf Gerechtigkeit. Wie fühlt es sich an, alles zu verlieren – und trotzdem weiterzuleben? In Bêmal – Heimatlos erzählen acht junge Jesid:innen Layla, Tahsin, Jihan, Sawsan, Jana, Bascal, Aiham und Anas von Flucht, Überleben und Neubeginn – und davon, was es heißt, sich trotz allem ein Stück Würde zu bewahren.
Eine Auszeichnung, die weit über den Tag hinaus wirkt
Die Jury des stern-Preises würdigt den Film mit klaren Worten: „Düzen Tekkal und David Körzdörfer schildern in ihrem Film ‚Bêmal – Heimatlos‘ die Schicksale von vier Geschwisterpaaren, die dem Genozid an der religiösen Minderheit im Nordirak nach großen Verlusten und grauenhaftem Leid entfliehen konnten. Sie berichten von einem neuen Leben in Deutschland, von Trauma und Hoffnung, von Mut und Wunden. (…) Die Produktion erzeugt Nähe und Empathie, vermittelt aber auch Kontext und Fakten über Massenmord, Versklavung und Vergewaltigung. (…) Tekkal beschränkt sich dabei nicht auf ihre Rolle als Berichterstatterin, sondern wird zur Menschenrechtsaktivistin – was in ihrem Fall nach Überzeugung der Jury den journalistischen Wert des Films nicht schmälert.“
Auch die Laudatio von Journalist Christian Salewski hebt die Tiefe der Arbeit hervor: „Mit Ihrem Film geben Sie den Überlebenden dieses Genozids eine Stimme – ohne sie als bloße Opfer zu inszenieren, sondern als Menschen, die den Mut aufbringen, ihr Leben trotz allem weiterzuleben. (…) Der Film entfaltet eine dokumentarische Wirkung, die über die reine Zeitzeugenschaft hinausgeht.“
„Bêmal“ ist eine Produktion von German Dream Productions im Auftrag von Radio Bremen und dem SWR für die ARD Mediathek.
Jan Weyrauch, Programmdirektor von Radio Bremen, betont: „Der Film zeigt eindrucksvoll die Sehnsucht nach einer sicheren Heimat und Zukunft, den Wunsch nach Frieden und Freiheit.“
Warum Sichtbarkeit allein nicht reicht
So wichtig diese Auszeichnung ist – sie wirft auch ein Schlaglicht auf eine schmerzhafte Realität: Während „Bêmal“ als herausragende journalistische Arbeit gewürdigt wird, erhalten viele der jesidischen Überlebenden in Deutschland Abschiebebescheide. Sie sollen zurück in den Irak – dorthin, wo ihr Trauma begann.
Noch immer gelten über 2.800 Jesid:innen als vermisst. Hunderttausend leben in Camps, ohne Schutz und Perspektive. Die Heimatregion Schingal ist bis heute zerstört. Mit HÁWAR.help fordern wir weiterhin einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesid:innen aus Deutschland und ein klares Engagement für den Wiederaufbau von Schingal.
Der Gewinn des stern-Preises gibt unserer Arbeit mit unserer Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help Rückenwind. Doch Sichtbarkeit allein reicht nicht – wir brauchen dich. Mit deiner Spende hilfst du, Menschenrechte sichtbar zu machen: in der Öffentlichkeit, gegenüber der Politik – und ganz konkret vor Ort. Du ermöglichst psychosoziale Begleitung, rechtliche Unterstützung, Bildungsprojekte und politische Einflussnahme für Überlebende des Genozids, ihre Familien und die jesidische Diaspora. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen – gegen das Vergessen und für eine Zukunft in Würde.
Unser herzlicher Dank gilt allen, die diesen Film möglich gemacht haben – allen, die ihre Geschichten geteilt haben, und allen, die mit uns gemeinsam zu Schallverstärkern für die Stimmen der Überlebenden, ihrer Familien und vieler weiterer Betroffener geworden sind. Ein besonderer Dank geht an David Körzdörfer, Thomas von Boetticher, Esther Saoub, Anna-Katharina Petrausch, Verena Ziegler, Finny Anton – sowie an die großartigen Teams von ARD, SWR, Radio Bremen, HÁWAR.help und German Dream. Wir danken auch der Jury des stern-Preises, dem stern-Team sowie Christian Salewski für die bewegende Laudatio – und für die Sichtbarkeit, die ihr mit dieser Auszeichnung geschaffen habt. Fotos: Patrick Slesiona |