In Deutschland fanden viele Jesiden nach dem Genozid an den Jesiden in Irak im Jahr 2014, verübt durch Daesch (auch bekannt als der sogenannte “Islamische Staat”) einst Schutz. Schätzungsweise leben hierzulande etwa 250.000 Jesiden – die größte jesidische Diaspora-Gemeinschaft weltweit. Doch vielen von ihnen droht die Abschiebung zurück nach Irak. Als Organisation, die auf der Asche des Völkermords gegründet wurde, setzen wir uns für die Rechte und den Schutz von Jesiden sowohl in Irak, als auch in Deutschland ein und kämpfen gegen diese Abschiebungen.
Wir fordern einen bundesweiten Abschiebestopp und einen dauerhaften Schutzstatus für Jesiden. Diesen dringenden Appell richteten wir im Oktober 2023 in Form eines offenen Briefs an Innenministerin Nancy Faeser. Stand Mai 2024 haben bereits fast 28.000 Unterschriften den offenen Brief mitgezeichnet. Das ist ein enormer Erfolg!
Zusätzlich dazu, haben wir uns mit weiteren Organisationen wie dem Münchner Flüchtlingsrat und Pro Asyl vernetzt. Wir haben die Kampagne #JesidenBleiben in den sozialen Medien mit ins Leben gerufen, berichten über Abschiebefälle und setzen uns auf politischer Ebene weiter gegen die Abschiebungen ein. Einige Bundesländer reagierten bereits: Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Rheinland-Pfalz verhängten Abschiebestopps. Doch diese gelten nur für das jeweilige Bundesland und nur für drei Monate, können lediglich einmal um weitere drei Monate verlängert werden. Die Bundeslänger verweisen auf den Bund, der tätig werden muss. Deshalb müssen wir gemeinsam weiter aktiv bleiben!
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In Irak stehen abgeschobene jesidische Familien vor dem Nichts. Sie haben dort kein Land, kein Haus, keinen Besitz. Zudem ist das Land für Jesiden noch immer nicht sicher. Sie sind dort Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Die sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zum Aufstieg und zum Siegeszug der Terromiliz Daesch in Syrien und Irak geführt haben, bestehen fort. Schingal, die angestammte Heimatregion der Jesiden, ist zerstört und wird von verschiedenen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren und bewaffneten Milizen kontrolliert. Den aus Deutschland abgeschobenen Jesiden bleibt nichts anderes übrig, als in eines der vielen Camps für Binnenvertriebene in der Autonomen Region Kurdistan in Irak zurückzukehren, in denen fast 10 Jahre nach dem Genozid noch immer über Hunderttausend von ihnen leben. Dass sie jetzt wieder in dieses Land abgeschoben werden, in dem sie einen Genozid erlebt haben, stellt eine schwere Re-Traumatisierung dar.
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Uns erreichen nahezu wöchentlich Nachrichten von Jesid:innen, die Abschiebebescheide erhalten haben. Auch ein Beruf oder ein Ausbildungsvertrag bewahrt sie nicht vor der Abschiebung. Die Terrormiliz Daesch hatte einst Familien im Genozid auseinander gerissen. Überlebende fürchteten, sie würden Eltern, Brüder, Schwester, Onkel und Tanten niemals wiedersehen. In der neuen Heimat Deutschland fanden manche Familien wieder zueinander – und werden nun per Abschiebebescheid wieder auseinander gerissen. Was Daesch nicht gelungen ist, besorgt nun eine erbarmungslose Remigrationspolitik. Die jesidische Gemeinschaft auf der ganzen Welt fühlt sich Deutschland zutiefst verbunden und blickt mit Sorge auf die Entwicklungen. Schmerz, Verzweiflung und Fassungslosigkeit sind groß. Vor allem, da der Bundestag den Genozid an den Jesiden im Januar 2023 offiziell als solchen anerkannt hat und in seiner öffentlichen Verlautbarung die besondere Schutzbedürftigkeit von Jesid:innen noch einmal besonders hervorhob.
Die Zeit zu handeln ist jetzt! Es braucht dringend eine dauerhafte und bundesweite Lösung. Unterstützt unsere Arbeit, bleibt über die aktuellen Entwicklungen informiert und fordert mit uns in Solidarität mit der jesidischen Gemeinschaft einen bundesweiten Abschiebestopp und dauerhaften Schutzstatus für Jesiden in Deutschland!