• Sängerin Elif

19. April 2021 – SCORING GIRLS*

VORBILD FÜR SCORING GIRLS*: EIN INTERVIEW MIT DER SÄNGERIN ELIF

Ein Aspekt unseres Projekts SCORING GIRLS* ist, dass die an ihm teilnehmenden Mädchen* in Kontakt mit Vorbildern kommen, mit denen sie sich identifizieren können. Eines dieser Vorbilder ist die Sängerin Elif. Im Interview spricht die Tochter türkischer Einwanderer mit unseren SCORING GIRLS* über etwas, das auch unsere Girls* beschäftigt: Die Suche nach sich selbst.

Liebe Elif, wie hast Du zur Musik gefunden und was bedeutet dir das Musikmachen?

Ich glaube ich würde sagen, dass nicht ich die Musik, sondern die Musik mich gefunden hat. Sie war immer schon präsent in meinem Leben. Ich habe mich schon immer dafür interessiert, bis ich dann die Entscheidung getroffen habe, einfach selbst zu schreiben und meine eigene Musik zu machen.

Sängerin Elif

Wie nutzt du deine Musik, um persönliche Erfahrungen zu verarbeiten?

Ich gehe ins Studio, schreibe persönliche Gedanken oder Erfahrungen auf und dann entsteht daraus ein neuer Song. Im besten Fall ist es etwas, was mich im Leben auch voran bringt und zum Reflektieren antreibt. Wenn das nicht so ist, dann ist das auch voll in Ordnung, der Song kann auch einfach nur Spaß machen. Musik kann für persönliche Dinge genutzt werden, darf aber auch einfach nur Musik bleiben.

Als deutsch-türkische Berlinerin bewegst du dich in verschiedenen Welten. In der Ballade „Doppelleben“ thematisierst du den Konflikt zwischen der muslimischen Tradition deiner Familie und deinem Freiheitsdrang. Wie hast du deinen persönlichen Weg gefunden?

Erst als ich an dem Song gearbeitet habe, wurde mir bewusst, wie tief dieses Thema in mir sitzt. Ich habe in zwei verschiedenen Welten stattgefunden und ein Doppelleben geführt, ohne dass ich es wirklich gemerkt habe. Beim Schreiben fing ich an, mich damit auseinanderzusetzen und daran zu arbeiten, ehrlich zu mir aber auch zu anderen zu sein und mich so zu zeigen, wie ich bin – um eben nicht mehr dieses Doppelleben zu führen. Ich glaube, auf Dauer ist es einfach ungesund, nicht man selbst zu sein.

Wie war das für die Beziehung zu deinen Eltern?

Wenn die Leute sich ein Bild von dir gemacht haben während deines Doppellebens und sie dieses Bild mochten, ist es, glaube ich, immer schwer mit dieser „Veränderung“ klar zu kommen, wenn du plötzlich ehrlich zu dir und deinem Umfeld bist. Auch wenn es keine Veränderung ist, sondern eher das Ablegen einer Rolle. Es ist befremdlich für die Leute, die dich einfach anders kennengelernt haben.

Aber irgendwann gewöhnen sie sich auch an das neue Bild von dir. Und wenn sie dich wirklich lieben, dann geben sie dich nicht auf. Genau so war es auch bei meiner Familie. Sie steht hinter mir, auch wenn ich anfangs echt Angst hatte, dass sie es nicht tun, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin. Aber es ist alles gut gegangen.

Sängerin Elif

Du bist Vorbild für viele unserer SCORING GIRLS*, aber auch für viele andere junge Frauen. Wer waren deine weiblichen Vorbilder und warum?

Erst einmal: Vielen lieben Dank für das tolle Kompliment! Es ist ein schönes Gefühl, ein Vorbild zu sein, nur weil ich ich selbst bin. Ich freue mich, dass ich andere Leute inspirieren kann.

Frauen, die mich selbst inspirieren sind die, die eben auch zu sich selbst stehen. Zu ihnen gehört insbesondere Taylor Swift, finde ich. Sie hat sich in ihrer Karriere so oft gewandelt und hat ihr eigenes Ding durchgezogen. Und wie man jetzt auch in ihrer Netflix-Doku sieht, war es nicht immer einfach. Sie hat zu kämpfen gehabt und ist sich trotz allem selbst treu geblieben.

Auf deinem neuen Album „NACHT“ gibt es das Lied „Gitarre“. Darin singst du „Damals gab’s nur mich und die Gitarre. Die Lehrer haben gesagt, dass ich’s nie schaffe.“ Wie schafft man es, gegen alle Widerstände an sich zu glauben und seine Träume nicht aufzugeben? Welche Tipps kannst du jungen Mädchen* in dieser Hinsicht mit auf den Weg geben?

Ich muss wirklich sagen, dass es schwierig ist, wenn Leute nicht an einen glauben, sein eigenes Ding durchzuziehen. Man ist am Ende aber stolz auf sich, wenn man es gepackt hat und wenn man seine Ziele erreicht, obwohl alle gesagt haben, es geht nicht.

Man kann das natürlich auch als Ansporn nehmen und sich selbst und allen anderen beweisen, dass sie unrecht hatten.

Es gab schon viele Situationen in meinem Leben, in denen man nicht an mich oder meine Ziele geglaubt hat und ich dachte mir, „Okay, gebt mir ein bisschen Zeit und ich werde mich und euch vom Gegenteil überzeugen.“ Und ja, im Song „Gitarre“ geht es genau darum. Nichts ist unmöglich!

Vielen Dank für das Gespräch liebe Elif!