DAS YAZIDI COMMUNITY ARCHIVE IRAK UND SYRIEN

Das Yazidi Community Archive von HÁWAR.help dokumentiert und bewahrt die Kultur, Geschichte und Lebensweisen der jesidischen Gemeinschaft. Es sammelt persönliche Erzählungen, Fotos, Filme, Schriftstücke und kulturelle Zeugnisse und macht sichtbar, wie Jesid:innen leben, erinnern und ihre Geschichte weitergeben – vor, während und nach den Verbrechen des IS. Dieses kulturelle Erbe ist durch Krieg, Gewalt, Vertreibung und eine jahrhundertelange Verfolgungsgeschichte weiterhin akut bedroht. Das Archiv verfolgt daher ein klares Ziel: dieses einzigartige Material zu sammeln, zu sichern und die Lebensgeschichten der Jesid:innen für kommende Generationen zugänglich zu machen.

Das gesammelte Material steht Mitgliedern der jesidischen Gemeinschaft, Forscher:innen, Journalist:innen und Künstler:innen über Online- und Offline-Plattformen offen.

Eine Weiterentwicklung: Von Irak nach Syrien

Seit Ende 2025 wird das Projekt – ursprünglich in Irak aufgebaut – auf Syrien ausgeweitet und in beiden Ländern umgesetzt. Damit stärken wir die Sichtbarkeit und die Selbstrepräsentation der jesidischen Gemeinschaft weiterhin dort, wo viele Jesid:innen durch Krieg, Vertreibung und Gewalt bis heute gefährdet sind.

Wir sammeln persönliche Geschichten, Erinnerungen und kulturelle Praktiken, bereiten sie digital auf, archivieren sie und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich. Das neue Projekt konzentriert sich auf Mitglieder der jesidischen Community in Irak und Syrien, mit besonderen Schwerpunkten auf:

  • Frauen, die Gewalt und Gefangenschaft durch den IS überlebt haben, sowie ihre Familien
  • Organisationen und Personen, die ehemalige Gefangene bei der Rückkehr und Reintegration in ihre jesidischen Gemeinschaften unterstützen
  • religiöse, kulturelle und gemeinschaftsbezogene Akteur:innen und Praktiken wie religiöse Autoritäten, Künstler:innen und Wissenshüter:innen

Erinnerung aus der Gemeinschaft heraus

Die jesidische Community – in Irak und Syrien – gestaltet diese Erinnerungsarbeit aktiv mit. In praxisorientierten Schulungen zu Oral History, Storytelling, Fotografie und Videografie erlernen Community-Mitglieder, selbst Interviews zu führen und Foto- oder Videomaterial zu erstellen. So entsteht neues Archivmaterial aus der Gemeinschaft selbst heraus. Dieser partizipative Ansatz stärkt Selbstwirksamkeit, schafft gemeinschafts-basierte Erzählräume und ermöglicht eine Erinnerungskultur, die nicht vorgegeben, sondern von der Gemeinschaft selbst gestaltet wird.

Ein digitaler Erinnerungs- und Bildungsraum

Mit der Weiterführung des Yazidi Community Archives wächst auch die digitale Plattform. Neue Funktionen wie:

  • eine geografische Kartenansicht, die zentrale Orte der jesidischen Geschichte sichtbar macht
  • digitale Sonderausstellungen
  • und eine multimediale Zeitleiste

verknüpfen persönliche Geschichten mit größeren historischen Zusammenhängen. Die Plattform wird zu einem niedrigschwelligen, interaktiven Erinnerungs- und Bildungsraum, der Wissen zugänglich, Deutungsmacht zurückgibt und sicherstellt, dass die jesidische Gemeinschaft selbst bestimmt, wie ihre Geschichte erzählt wird. So fördert sie pluralistische Perspektiven – innerhalb der jesidischen Gemeinschaft wie auch in einer breiteren Öffentlichkeit.

Transnationales Wissensarchiv

Indem persönliche Geschichten, Erinnerungen und kulturelle Zeugnisse systematisch dokumentiert und aufbereitet werden, entsteht ein stetig wachsendes transnationales Wissensarchiv, das regionale Unterschiede, kulturelle Linien und gemeinsame Identitäten sichtbar macht. Das Yazidi Community Archive hebt verdrängte Narrative hervor, ermöglicht Selbstrepräsentation und schafft einen kollektiven digitalen Erinnerungsraum. Es stärkt langfristig kulturelle Resilienz, zivilgesellschaftliche Teilhabe und eine lebendige Erinnerungskultur in Irak, Syrien und in der weltweiten Diaspora – getragen von den Menschen selbst.

  • HINTERGRUND

    Im August 2014 griff der IS etwa 20 Dörfer und Städte in der Region Schingal an, der angestammten Heimat der Jesiden in Irak. Mehr als 5.000 Jesidinnen und Jesiden wurden bei diesem Völkermord auf grausamste Weise getötet. Eine halbe Million Menschen wurde über Nacht zu Geflüchteten, Hunderttausende flohen in die Autonome Region Kurdistan in Irak, wo viele noch heute in Lagern für Binnenvertriebene (IDPs - Internally Displaced Persons) leben.
  • DAS ARCHIV

    Unser Yazidi Community Archive dokumentiert und bewahrt die Kultur und Lebensweise der Jesid:innen. Wir sichern dieses Erbe, bewahren es und machen die Lebensgeschichten der Gemeinschaft für zukünftige Generationen zugänglich. Das Projekt bezieht die Community aktiv mit ein und zeigt jesidische Identitäten und Perspektiven in ihrer ganzen Vielfalt – geprägt von Geschichte, Kultur und den Erfahrungen, die diese Gemeinschaft bis heute begleitet.
  • ARCHIVZUSAMMENSETZUNG

    Das Archiv umfasst eine vielfältige Sammlung digitalen audiovisuellen Materials aus der jesidischen Gemeinschaft – darunter persönliche Fotos, Videos, Musik und Artefakte. Diese Sammlung wird durch ergänzende Materialien von HÁWAR.help und professionellen Archivar:innen erweitert und fachlich eingeordnet.
  • FOKUS

    Der Schwerpunkt der ersten Projektphase lag auf der Sammlung von Familiengeschichten, der Dokumentation der heiligen Stätte von Lalish und anderer jesidischer Gemeinschaften in Irak. Ab Ende 2025 konzentriert sich das Projekt auf Mitglieder der jesidischen Gemeinschaft in Syrien und Irak – mit Fokus auf weiblichen IS Überlebenden, Organisationen und Personen, die Überlebende bei der Rückkehr unterstützen sowie religiöse, kulturelle Akteur:innen.

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AUS DEM PROJEKT

PARTNER:INNEN

Wir danken dem Auswärtigen Amt für die Unterstützung des Yazidi Community Archives.